Die Reanimationsleitlinine des ERC (und der AHA) 2010 empfehlen auf Basis der ILCOR-REcommendations die telefonische Anleitung zur Reanimation durch geschulte Disponenten.

Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des ÄLRD-Projekts Bayern ein Algorithmus zur Telefonreanimation durch die Arbeitsgruppe T-CPR Bayern entwickelt. Dieser unterstützt die Disponenten der Integrierten Leitstellen Bayerns bei der Verfizierung eines Kreislaufstillstands durch den Anrufer und vor allem bei der Anleitung von Anrufern zur Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen zur Überbrückung der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts.

Arbeitsgruppe

Der Algorithmus und die Anleitung entstanden im Rahmen des ÄLRD-Projekts durch die Arbeitsgruppe Telefonreanimation unter Mitarbeit von Vertretern der bayerischen ÄLRD, der BRK-Leistellen, der ARGE Komm ILS, der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried sowie des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) am Klinikum der Universität München (LMU).

Die Autoren danken ausdrücklich dem Bayerischen Staatsministerium des Innern für die Durchsicht der Anleitung und der juristischen Beurteilung (Kapitel Recht) sowie den Kostenträgern für die Ermöglichung dieses Projekts. Ferner sei noch den unzähligen Unterstützern für die Durchsicht, die kritisch-konstruktiven Anmerkungen, den Testläufen sowie der Mitarbeit bei der Validierungsstudie gedankt.

Algorithmus

Der entstandene Algorithmus entspricht den Forderungen der internationalen, europäischen und auch deutschen Reanimationsleitlinien 2010, nach einer strukturierten Abfrage und Anleitung zur Telefonreanimation (T-CPR). Der Inhalt ist in einem bayernweiten Expertenkonsens entstanden und wurde auf Funktionalität und Umsetzbarkeit praktisch überprüft. Es flossen die Erfahrungen verschiedener praktischer Anwendungen und laufender Telefonreanimationsprojekte ein.

Zweifelsohne können auch andere Algorithmen und unstrukturierte Anleitungen genutzt werden. Jedoch entspricht dieser Algorithmus dem besten Wissen des Expertengremiums und dem aktuellen Stand der Reanimationsleitlinien. Dieser bietet dem Leitstellen-Mitarbeiter ein hohes Maß an Sicherheit für die zeitkritische Situation eines Kreislaufstillstands und kann somit die kostbaren Minuten optimal überbrücken, bis der professionelle Rettungsdienst beim Patienten eintrifft.

Vorgefertigte Texte zum Vorlesen im Rahmen des Algorithmus werden oftmals als „Bevormundung“ empfunden. Diese bieten jedoch aus der Erfahrung heraus die Sicherheit, Inhalte korrekt wiederzugeben und gleichzeitig die geistigen Freiräume zu haben, um sich auf das Gespräch, die Situation und mögliche Probleme konzentrieren zu können – ohne gleichzeitig noch nach passenden Worten suchen zu müssen. Außerdem werden damit auch unnötige Gesprächspausen vermieden.

Inhaltlich zeichnet sich der Algorithmus neben der Unterstützung bei der Verifizierung der Verdachtsdiagnose und natürlich der Anleitung zur Durchführung der Herzdruckmassage auch durch vorformulierte Texte sowie der Eruierung des Betreuungsbedarfs der Ersthelfer nach dem Eintreffen des Rettungsdienstes aus.

Der entstandene Algorithmus soll als ein hilfreiches Instrument zur Erleichterung der Arbeit in der Leitstelle verstanden werden. Es ist davon auszugehen, dass dieser für reanimationspflichtige Patienten eine deutliche Optimierung der möglichen Hilfe durch Laien darstellt. Er soll als Hilfestellung für den Leitstellen-Disponenten verstanden werden.

Entstehung

Initial entstand ein papierbasierter Algorithmus, der in verschiedenen Schritten dem Disponenten helfen soll, die Verdachtsdiagnose Herzkreislaufstillstand möglichst leitlinienkonform zu verifizieren. Dann leitet er schrittweise zum möglichst schnellenBeginn der Herzdruckmassage an, die im Lauf der Durchführung optimiert wird.

Parallel entstand eine Anleitung, die die korrekte Anwendung ebenso diskutiert, wie mögliche Probleme und deren Vermeidung. Auch wird dort auf die rechtlichen Aespekte ausführlich eingegangen.

Im Verlauf des Projekts erfolgte eine Weiterentwicklung des Algorithmus, bei der nicht nur die bereits gemachten Erfahrungen berücksichtigt wurden, sondern auch eine bildschirmfreundliche, klickbare Darstellung des Algorithmus ("Klickversion") mit der Möglichkeit von Quereinstiegen entstand. Diese Darstellung ist akustisch und optisch animiert, gerade auch zur Anleitung der korrekten Kompressionsfrequenz.

Schulung

Durch die Arbeitsgruppe wurden Schulungsunterlagen entwickelt. Während alle aktuellen und zukünftigen Disponenten in der Lehrleitstelle der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried bereits im Rahmen des mehrwöchigen Disponentenlehrgangs auch die telefonische Anleitung zu reanimationsmaßnahmen lernen, wurden in vier Multiplikatorenlehrgängen Disponenten von allen bayerischen Integrierten Leitstellen (ILS) ausgebildet, um auch die aktuell tätigen Disponenten in der Durchführung der Telefonreanimation zu schulen und in die Benutzung des Algorithmus einzuweisen.

Daten

Aktuell entsteht ein System zur Datenerhebung um die durchgeführten Telefonreanimationen auszuwerten. Dabei geht es neben dem Outcome vor allem auch um die Anwendung des Algorithmus mit dem Ziel der der weiteren Optimierung. Die Herausforderung besteht in dem Spagat zwischen dem Erhalt möglichst vieler Daten innerhalb des Datenschutzes (ohne den Eindruck der Kontrolle der einzelnen Disponenten zu erwecken, da eine solche nicht angestrebt wird) und der Reduktion der Arbeitsbelastung.